TuS Königsdorf 1900 e.V.
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"Wir haben eine Mannschaft mit Perspektive“
Trainer Franziskus Bleck über den Aufschwung der Verbandsliga-Handballer, die weiteren Perspektiven der Mannschaft und der Handball-Abteilung.
Franziskus, hast du damit gerechnet, dass dein Team zum Abschluss des Jahres ungeschlagen an der Tabellenspitze der Verbandsliga Mittelrhein steht?
Wir wussten, dass wir gute Chancen haben, uns im oberen Drittel der Tabelle anzusiedeln, aber mit der bisherigen Punkteausbeute hatten wir nicht gerechnet. Es war diese Saison so schwer wie nie zuvor, die Stärke des eigenen Teams im Vergleich zu den anderen Mannschaften einzuschätzen. Die lange Spielpause und die Vorbereitung unter Corona-Bedingungen waren Variablen, die wir so bisher noch nicht hatten.
Wo siehst du die Gründe für den erfolgreichen Start?
Unser Spieler und Athletiktrainer in spe Larsic (Lars Brauner) hat einen überragenden Job während der ersten Phase des Re-Starts gemacht, als er das gesamte Team athletisch peu à peu auf die folgenden handballerischen Belastungen eingestellt hat. So sind wir lange Zeit von Verletzungen verschont geblieben.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist es, dass der auf dem Reißbrett entworfene Kader schnell zu einem Team zusammengewachsen ist. Die ehemalige A-Jugend und der bereits bestehende Kern der 1. Herren sind nicht nur auf, sondern auch neben dem Spielfeld eine Einheit. Viele sind gute Freunde und unternehmen auch privat einiges zusammen. Das birgt natürlich auch Gefahren für Konflikte, aber wir schaffen es aktuell, hauptsächlich die positiven Emotionen zu kanalisieren, die durch solch eine besondere Verbindung freigesetzt werden.
Dennoch ist das ein Prozess, und wir sind erst am Anfang. Die ersten Schritte sind getan.
Was hat sich das Team für die nächsten Spiele vorgenommen?
Bei aller Freude über den aktuellen ´Platz an der Sonne´, wissen wir, dass das nur eine Momentaufnahme ist. Zum Abschluss der Vorrunde spielen wir noch gegen 4 Teams aus der Spitzengruppe. Da kann sich noch einiges tun. Die Analyse aus dem Spiel gegen Palmersheim hat uns gezeigt, dass wir im Positionsangriff und der zweiten Welle noch große Baustellen haben.
Das Wichtigste für mich ist allerdings, dass wir eine Mannschaft mit Perspektive haben. Wir hatten bereits Spiele in dieser Saison, wo das Durchschnittsalter im Kader bei 22 Jahren lag. Auch wenn uns ein erfahrener Leader guttun würde, gefällt es mir, dass wir die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilen können. Was gibt es Schöneres für einen Trainer, als zu sehen, wie Spieler nach und nach in Führungsrollen hineinwachsen. Ich sehe meinen Job klar in der Entwicklung meiner Spieler und nicht in der Verwaltung bereits bestehender Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Ist der Aufstieg in die Oberliga eine realistische Option?
Mir ist bewusst, dass wir um das Thema nicht drumherum kommen, aber ich möchte dazu erst nach der Vorrunde Stellung beziehen. Die in meinen Augen unsportliche Regelung des Verbandes, dass man nur die Punkte gegen die direkten Konkurrenten in die Aufstiegs- bzw. Abstiegsrunde nimmt, verzerrt die Tabelle.
Aber klar, wir sind Sportler und wollen jedes Spiel gewinnen, und wenn es am Ende dann zu einem Aufstieg reicht, sagen wir sicher nicht Nein.
Wie sieht dein Blick auf die gesamte Handball-Abteilung aus?
Wir haben uns in den letzten Jahren wirklich großartig entwickelt. Sowohl im männlichen als auch im weiblichen Bereich haben wir uns im Mittelrhein einen Namen gemacht und können sehr stolz auf diese Entwicklung sein. Wir haben Spieler mit ausgebildet, die nun in der 2. Liga Einsatzzeiten bekommen (Moritz Köster, Lucas Rehfus beim TSV Bayer Dormagen) und haben sogar einen aktuellen Beachhandballnationalspieler (Kari Walter Klebinger, 12 Monkeys Köln) in unseren Reihen. Wir machen jedes Jahr eine Gratwanderung zwischen der Ermöglichung von Breitensport und dem Versuch, den Verein weiter zu professionalisieren. Auch diese Saison stellen wir in jedem Jahrgang bei beiden Geschlechtern mindestens ein Team und haben mit der weiblichen A-Jugend (Jugendhandball Bundesliga) und den 1. Damen (3. Liga) zwei Aushängeschilder, die auch über die regionalen Grenzen den Verein sehr würdig vertreten.
Aber?
Erwischt (lacht). Wir müssen uns wohl eingestehen, dass wir ein Stück weit zu schnell zu groß geworden sind, da die Rahmenbedingungen leider nicht mitgewachsen sind. Mehr und immer höher spielende Teams bedeuten auch höhere Kosten, die wir aktuell noch durch unsere treuen Sponsoren gedeckt bekommen. Das viel größere Problem aber sind die fehlenden Hallenzeiten. Kaum ein Team hat mal eine ganze Halle für sich, von Möglichkeiten mit Harz zu trainieren ganz zu schweigen. Es tut einem schon im Herz weh, wenn Kinder, die Lust auf Sport und Bewegung haben nicht in ihrem Ort, quasi vor ihrer Haustür, (Handball) spielen können, sondern von ihren Eltern kreuz und quer durchs Frechener Stadtgebiet gefahren werden müssen, um sich dann dort mit 40 anderen Kindern eine Halle zu teilen.
Welche Möglichkeiten siehst du?
Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir wirklich an unsere Grenzen kommen. Auf lange Sicht braucht Königsdorf eine zweite Halle, wenn es der stets wachsenden Nachfrage und der steigenden sportlichen Leistung gerecht werden will. Kurzfristig helfen auch zusätzliche Hallenzeiten in benachbarten Stadteilen. Wir wissen, dass die Auslastung in anderen Sporthallen bei weitem geringer ist als in der Gerhard-Berger-Halle, sind da aber auf die Kooperation der Vereine und insbesondere die Hilfe der Stadt Frechen angewiesen.
Wir sind wie eine Pflanze, die zu groß für ihren Topf geworden ist und für die es Zeit wird, in ein größeres Gefäß umgetopft zu werden. Wir wollen weiterwachsen, können es so aber nicht.