Nach dem Abgang wichtiger Stützen des Teams zur Vorsaison (Elvan Kromberg TW 3. Liga Longericher SC), Caspar Braumann (Rückraum OL Hamburg), Hendrik Bochow (Abwehr Handballpause) hatten wir uns im Team darauf verständigt zunächst kleine Brötchen zu backen, was eine allgemeine Zielsetzung für die Saison angeht. 30 Spieltage und die angespannte Hallensituation ließen da einfach keine zu großen Erwartungen zu. Wir haben uns daher darauf geeinigt, uns mehrere kleine Ziele zu setzen und zur Weihnachtspause mit einer größeren Sicherheit ein allgemeines Saisonziel formulieren zu können. Im Trainerteam haben wir uns auf zwei Schwerpunkte geeinigt, die wir als Fokus nach der Aufarbeitung der letzten Saison feststellen konnten:

- Verbesserung des Tempospiels (mehr einfache Tore aus der 1 und 2. Welle)

- höhere Wurfeffektivität (unser Problem war es weniger Chancen herzustellen als diese dann mit einer hohen prozentualen Wahrscheinlichkeit zu verwerten)

Damit verbunden haben wir an das Team den Anspruch des "perfekten Spiels" gestellt. Auch in dem Wissen, dass es fast unmöglich ist in einem Spiel kein Tor zu kassieren und jede Chance zu verwerten, wollten wir die Mannschaft dazu bringen den Anspruch zu entwickeln in jedem Spiel "perfekt" zu sein. Egal ob es das Spiel 1 gegen 2 oder 1 gegen letzter ist. Exemplarisch möchte ich auf zwei Halbzeiten von zwei Spielen hinweisen, wo wir nah am Maximum agiert haben. Die 1. HZ im Spiel gegen BTB Aachen II 19:7 und die 1. HZ im Spiel gegen SSV Nümbrecht II  23:5.

Auch wenn ich keine objektiven Daten für das Erreichen der beiden Schwerpunktsetzungen für die Saison habe, ist es auffällig, dass wir mit Abstand die meisten Tore der Liga erzielt haben. Im Schnitt erzielen wir 34 Tore pro Spiel. Hier haben wir im Vergleich zur Vorsaison einen riesigen Step gemacht. Interessant ist für mich, dass das für die meisten Spieler eigentlich nur eine Kopfsache war - wir haben ja nicht einmal die Möglichkeit in einer ganzen Halle zu trainieren - das Potential ist also noch nicht ausgeschöpft. Aber man merkt die Jungs haben Bock auf Tempohandball.

Andererseits merkt man auch leider, dass wir mit dem Kopf manchmal schon im Angriff sind, wobei wir gerade noch in der Abwehr stehen. Worauf ich hinaus will ist, dass wir gerade in der zweiten Hälfte der Hinrunde viel zu viele Tore kassiert haben. Dies liegt allerdings auch an einer sehr angespannten Torhütersituation. Allein auf der Position mussten wir schon 7 verschiedene Spieler einsetzen, von A-Jugend über 3. und 2. Herren war alles mit dabei. Hier hoffen wir alle sehr auf das Comeback von Sebastian Kretschmann, der nach einer Operation leider schon seit Sommer ausfällt und hoffentlich im Frühjahr sein erstes Spiel diese Saison machen kann. Zusammen mit Janik Dürselen haben wir denke ich für die Rückrunde das beste Torhüterduo der Verbandsliga bereit und können uns in dem Bereich also nochmal verstärken.

Persönlich freut mich die Entwicklung von Marius Többen am meisten. Er macht als Kreisläufer in Angriff und Abwehr einen starken Job, ist sehr wissbegierig, bringt sich ein und gibt immer Vollgas. Mit seinen 20 Jahren ist da teilweise auch noch ein bisschen zu viel Emotion und Verspieltheit dabei, aber er ist ein absoluter Leistungsträger. Auffällig ist natürlich die Torausbeute unserer beiden Toptorschützen Luca Housemann (134 davon 49 7-Meter) und Lars Brauner (82 davon 4 7-Meter), die im Angriff sehr viel Verantwortung übernehmen. Nichtsdestotrotz ist es mir wichtig, dass wir nur als Team Erfolg haben können. Ein Stück weit würde ich sogar sagen nur als Verein: wir haben in den 15 Spielen bisher 30 unterschiedliche Spieler eingesetzt. Die Zusammenarbeit mit Benjamin Maus (Trainer der männlichen A-Jugend) klappt sehr gut und wir können so stets krankheits- oder verletzungsbedingte Ausfälle auffangen ohne groß an Qualität zu verlieren. Auch wenn ich mir hier grundsätzlich mehr Kontinuität eines Stammkaders wünsche, gehört es ja auch zu unserem Konzept die eigenen Talente frühzeitig einzubinden. Die Zusage unseres umworbenen Talents Oskar Zirkel für die kommende Saison ist ein Beispiel für den Lohn dieser Arbeit.

Für den Rest der Saison haben wir nun eine andere Ausgangslage. Wir sind die Gejagten und ich komme auch nicht drumherum für das Team eine Favoritenstellung für den Aufstieg in die Oberliga anzuerkennen. Nach der großartigen Hinrunde ist auch aus dem Team heraus der Wunsch gewachsen dieses Ziel zu formulieren. Ohne diese Euphorie bremsen zu wollen, versuchen wir im Trainerteam weiter von Spiel zu Spiel zu denken und so den Entwicklungsprozess der Mannschaft besser steuern zu können. Für mich ist es wichtig, dass wir den Schnitt von aktuell 26,7 Gegentoren pro Spiel in der Rückrunde auf unter 25 Gegentore senken. Außerdem wollen wir bei den Heimspielen ungeschlagen bleiben und insbesondere das Derby gegen Frechen - wie auch das Hinspiel - für uns entscheiden und damit klar aufzeigen, welcher Verein die Nase vorne hat.

Die 1. Herren wünschen einen guten Start ins Neue Jahr!

Bericht: Franziskus Bleck, Trainer

Fotos: Heiko Lindenthal