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Doppelinterview mit Ole Romberg und Franziskus Bleck
Sascha Engling
Intro: Über ein Jahr lang ohne Gerhard-Berger-Halle, Klassenerhalt der 1. Damen nach
einem riesigen Umbruch im vergangenen Jahr und Aufstieg der 1. Herren in die Oberliga mit zahlreichen Eigengewächsen im Team – genug Themen für ein Interview mit den beiden Cheftrainern
unserer Zugpferde des Vereins Ole Romberg und Franziskus Bleck.
Sascha: Ole, Franz, danke, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt. Die 1. Damen sind ja schon seit ein paar Wochen durch mit der Saison und die 1. Herren hatten kürzlich ihren letzten Spieltag. Was fällt euch spontan als erstes ein, wenn ihr an die vergangene Spielzeit zurückdenkt?
Ole: „Herausfordernd“ kommt mir als erstes in den Sinn. Einerseits war es meine erste Saison als Trainer einer Frauenmannschaft und andererseits wussten wir von Anfang an, dass wir ein Jahr lang um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Da war schon etwas Druck im Kessel.
Franz: „Lang“ würde ich sagen. 30 Spieltage sind einfach ein Irrsinn. Dazu kam das ständige Hoffen, dass sich etwas an der prekären Hallensituation ändert – mit kontinuierlichen Enttäuschungen seit über einem Jahr.
Sascha: Wir wollen einen etwas detaillierteren Blick auf den sportlichen Erfolg eurer beiden Teams werfen. Was waren die Schlüsselfaktoren zum Erreichen eurer Saisonziele, dem Klassenerhalt bei den Damen und den Aufstieg bei den Herren?
Ole: Für die Damen sehe ich unsere Heimstärke und die Mentalität der Truppe als wesentliche Gründe an. 12 unserer 14 Punkte haben wir zuhause geholt. Desweiteren haben wir uns von der längeren Niederlagenserie zum Anfang des neuen Jahres nicht aus der Ruhe bringen lassen. Man muss das ganze einmal einordnen: nur 2 Spielerinnen aus dem gesamten Kader hatten schon Erfahrungen in der 4. Liga oder höher. Der Rest unseres Teams stammte aus unserer zweiten Mannschaft oder unserer A-Jugend, die ich mit Franz zusammen trainiert habe. Die Mädels haben in diesem Jahr allesamt individuell einen großen Schritt nach vorne gemacht.
Franz: Bei den Herren ist Kontinuität für mich das Stichwort. Wir mussten in den letzten Jahren zwar immer wieder qualitative Abgänge hinnehmen (z.B. Elvan Kromberg, Longericher SC 3.Liga; Moritz Köster, TSV Bayer Dormagen JBLH, mittlerweile VFL Gummersbach II 3.Liga), das Gerüst des Kaders besteht aber jetzt seit knapp 3 Jahren und wächst gesund weiter. Ich kenne den Großteil der Mannschaft, weil ich sie entweder in der Jugend schon mal trainiert habe oder sie vor einigen Jahren noch meine Mitspieler waren – das führt zu einer sehr vertrauensvollen Atmosphäre. Dazu kommt das wir mit der männlichen A-Jugend und der 2. Herren einen funktionierenden Unterbau hatten, wo immer wieder Spieler aushelfen konnten. Wie gesagt: eine Saison über 30 Spiele geht an die Substanz und auch wir sind von Verletzungen nicht verschont geblieben.
Sascha: Franz du hast das Thema Kaderplanung schon angerissen. Könnt ihr uns einen kleinen Ausblick geben, wie sich eure beiden Teams für die kommende Spielzeit aufstellen werden?
Ole: Bei den Damen konnten wir alle Spielerinnen überzeugen auch im nächsten Jahr für den TuS aktiv zu sein. Das ist ein ziemliches Statement, da gerade unsere Jüngsten heiß begehrt waren. Sowohl qualitativ als auch quantitativ verstärken wir uns durch die Neuzugänge: Katja Pieronek (TW, SC Fortuna Köln, NRL), Jil Reiter (Rückraum, HB Esch), Sabrina Klöther (Rückraum, HSV Bocklemünd, HVM OL), Melissa Kögel (Rückraum, HSV Frechen, HVM OL) und Rückkehrerin Deborah Seipp (Auslandsjahr USA).
Franz: Die Herren verlassen werden Konstantin Hauke, Kari Klebinger, Yannic Altmeyer und Max Riegert. Da der restliche Kader seine Zusage für die kommende Saison gegeben hat, haben wir uns auch hier nur punktuell verstärkt und freuen uns über die Neuzugänge von Jan Lange (RM, TV Jahn „Köln“ Wahn, HVM OL), Christopher Müller (LA, HSV Bocklemünd, HVM LL), Tim Becker (Rückraum, TSV Solinger Aufderhöhe, OL HVN) und die Rückkehr von Dir, Ole, der vom Pulheimer SC aus der Oberliga zurückkehren wird.
Sascha: Es ist vielleicht zu früh, um über konkrete Saisonziele für die kommende Spielzeit zu sprechen, aber könnt ihr den Lesern und Leserinnen einen Ausblick darüber geben, wo der Verein sich die nächsten Jahre hinbewegen will?
Ole: Wir wollen mit den Damen nach dem 1. FC Köln die erste Adresse für junge Spielerinnen rund um Köln sein, die ambitionierten Handballsport betreiben wollen. Dafür wollen wir mittelfristig auch wieder ein Wörtchen um den Aufstieg in die 3. Liga mitreden. Wir haben mit unserer weiblichen A-Jugend gezeigt, dass wir Spielerinnen ausbilden können, die auf diesem Niveau mithalten können. Gleichzeitig ist Königsdorf als Standort sehr attraktiv für junge Studierende von der Sporthochschule oder der Universität zu Köln. Auch die Konstellation mit den 1.Damen in der Nordrheinliga und den 2.Damen in der Oberliga ermöglicht es allen Spielerinnen eine sportlich passende Heimat zu finden. Durch die Vielzahl an Teams herrscht hier eine sehr familiäre Atmosphäre, durch die man schnell Anschluss findet. Und für Interessierte gibt es auch immer die Möglichkeit Teil unseres Trainerteams zu werden. Das ist als Gesamtpaket etwas, was in unseren Augen sehr wenig Vereine der Region bieten können.
Franz: Lange Zeit war der TuS Königsdorf nur für die Damenabteilung bekannt und es ist für den männlichen Strang unserer Abteilung immens wichtig, dass wir durch den Aufstieg in die Oberliga nun auf der Handballlandkarte im Mittelrhein wahrgenommen werden. Es geht jetzt zunächst darum, dass wir uns in der 5. Liga etablieren. Das positive ist, dass wir mit einem Durchschnittsalter von knapp über 20 Jahren ein sehr junges Team haben, was in den nächsten Jahren noch große Entwicklungsschritte vor sich hat. Die Konkurrenz im männlichen Bereich ist durch die Dichte der Teams wesentlich größer als bei den Frauen und als Aufsteiger backen wir natürlich zunächst kleinere Brötchen. Das Wichtigste ist, dass der Aufstieg kein einmaliges Abenteuer bleibt!
Sascha: Was ist in euren Augen perspektivisch notwendig, um diese Entwicklungsschritte vollziehen zu können?
Ole: Wir müssen die nächsten Jahre viel Arbeit darein stecken, die Rahmenbedingungen
rund um den Verein zu verbessern. Es ist unvorstellbar, wie viel Zeit unser Vorstand und die vielen Helfer:innen im Hintergrund ehrenamtlich investieren, aber leider sind uns an
einigen Stellen die Hände gebunden. Ein großes Thema sind natürlich die Sponsoren – ohne die treuen Zusagen wäre unser Spielbetrieb kaum zu stemmen. Hier arbeitet seit einigen Monaten eine
Projektgruppe, um bei diesem Thema für Entlastung zu sorgen.
Das andere Thema ist die Hallensituation. Franz hatte vor einem Jahr bei seinem Start als sportlicher Leiter sich des Bildes der Pflanze
bemüht, die nicht weiterwachsen kann, weil es keinen größeren Topf für sie gibt. Anstatt das wir seitdem Perspektiven für einen größeren Topf bekommen haben, wurde die Pflanze TuS Königsdorf
aus ihrem Topf ausgerissen und befindet sich seitdem im Überlebenskampf. Wir haben damals innerhalb von anderthalb Tagen die gesamte
Halle geräumt, jetzt steht diese seit Monaten leer, wird nicht genutzt und freigehalten für den Fall der Fälle. Wenn die Stadt Frechen nicht nur auf ihrer Homepage als „Sportstadt“
Alibi-Werbung für sich betreiben möchte, sondern sich auch tatsächlich um die Anliegen ihrer Bürger bemüht, bedarf es einer sofortigen Öffnung der Gerhard-Berger-Halle. Es ist nicht nur eine
Farce, sondern -bei allem Respekt- eine Ohrfeige für das ehrenamtliche Engagement, dass man hier seit über einem Jahr mit netten Verwaltungsemails abgefrühstückt wird. Unser Verein hat
Potential für eine richtig große Entwicklung, braucht aber die Unterstützung der Stadt, um diese Visionen zu realisieren.
Franz: Ich kann mich Ole nur anschließen. Wir platzen aus allen Nähten bei den Anmeldezahlen für unsere Ballschulen und Mini-Gruppen. Wir hatten letztes Jahr 23 Teams im Spielbetrieb uns zählen damit zu den größten Vereinen im Kreis. Trotz aller pessimistischen Rufe über die Bewegungsarmut der „Corona-Generation“ können wir sagen: unsere Kinder wollen sich bewegen – man muss es ihnen nur ermöglichen. Und natürlich sehen wir da die Stadt in der Verantwortung, die entsprechenden Sporthallen zur Verfügung zu stellen.
Sascha: Ole hatte das Stichwort Trainer:innenausbildung bereits erwähnt. Wie wollt ihr dieses Thema in eure Vereinsarbeit integrieren?
Franz: Das ist in unserer Vereinsarbeit ein ungemein wichtiger Baustein für die nächsten Jahre. Wir wollen zunehmend versuchen, nicht nur Spieler:innen, sondern auch Trainer:innen auszubilden. Am Ende des Tages steht und fällt der sportliche Erfolg des Vereins in meinen Augen mit der Qualität unserer Trainer:innen. Nur so können wir unser Ziel erreichen, durch die Vielzahl an eigenen Talenten immer wieder sogenannte Eigengewächse an die 1. Mannschaften heranzuführen. Diese werden punktuell durch Studierende oder Wechselwillige anderer Vereine ergänzt. So erzielen wir für uns ein Höchstmaß an Identität mit dem Verein und unserer gemeinsamen Arbeit.
Sascha: Ole, Franz, vielen Dank für das Gespräch.
Ole Romberg (25) ist Lehramtsstudent für die Fächer
Sozialwissenschaften und Mathematik. Das Handballspielen lernte er beim Longericher Sportclub. Nach Stationen beim TuS SW Brauweiler und dem TuS Königsdorf, spielte er die letzten drei Jahre in
der Oberliga für den Pulheimer Sportclub. Ole hat bereits frühzeitig Erfahrungen als Trainer gesammelt und sehr erfolgreich den “goldenen” männlichen 2002er Jahrgang des TuS Königsdorf gecoacht.
Mit ihnen holte er den Titel des Regionalliga-Meisters in der männlichen A-Jugend. Zahlreiche von Ole ausgebildete Talente bilden mittlerweile den Kern der 1. Herrenmannschaft oder schafften
sogar den Sprung in höhere Ligen. Ab der nächsten Saison wird Ole dann gemeinsam mit “seinen Jungs” in den 1. Herren auflaufen.
Franziskus Bleck (29) ist Lehrer für die Fächer Sport und katholische Religionslehre. Der Ur-Königsdorfer hat von den Minis bis zu den 1. Herren alle Mannschaften nicht nur als Spieler durchlaufen, sondern stand auch bei fast jedem Team des Vereins schon mal an der Seitenlinie. Die größten Erfolge im Seniorenbereich erzielte er durch den Durchmarsch der 2. Damen von der Kreisliga bis in die Oberliga (3 Aufstiege in Folge!) und die zwei Aufstiege der 1. Herren von der Landesliga bis in die Oberliga. Franz hat scheinbar blau-weißes Blut in seinen Adern, schaffte es doch noch kein anderer Verein ihn für sich zu gewinnen.