TuS Königsdorf 1900 e.V.
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Hallo Franziskus, danke, dass du Dir Zeit genommen hast. Da es vielleicht noch jemanden im Verein gibt, der Dich nicht kennt, stell dich doch bitte kurz vor.
Hallo Ralph, danke für die Gelegenheit. Ich heiße Franziskus, alle nennen mich aber nur Franz. Ich bin Jahrgang 1993 und bereits seit 1998 Mitglied im TuS. Mein Weg startete damals bei den Minis
unter Gertje Oldermann (ehemalige Spielerin 2. Bundesliga beim TuS Königsdorf), und anschließend wurde ich von Thomas „Tommy“ Steindorf und Patrick Halberschmidt trainiert. Ich habe danach alle
Jugendmannschaften durchlaufen und den Sprung in die 1. Herren geschafft. Parallel habe ich bereits frühzeitig Kinder- und Jugendmannschaften trainiert und dann irgendwann auch den Schwerpunkt
auf die Trainertätigkeit gelegt.
Du bist also ein klassisches Eigengewächs und trotz Deiner jungen Jahre schon ein „Urgestein“. Vor allem kennt man dich als Trainer der 1. Herrenmannschaft. Erzähl mal, wie war die
Mannschaftsfahrt nach Mallorca?
<<lacht>> Tja, die habe ich leider verpasst. Die Jungs waren auf Mallorca und ich saß bei den A-Mädchen auf der Bank und habe gemeinsam mit Ole Romberg die Qualifikationsspiele für
die Jugendbundesliga begleitet. Wir beide werden in der kommenden Saison im Trainerteam für die weibliche A-Jugend und die 1. Damen agieren. Durch dieses Konstrukt wollen wir sicherstellen, dass
unsere Jugendspielerinnen frühzeitig eine Perspektive im Erwachsenenbereich in Königsdorf bekommen.
OK, das ist aber noch lange nicht alles. Zusätzlich übernimmst Du auch die Rolle des sportlichen Leiters für die gesamte Handballabteilung. Ist das richtig?
Das ist richtig. Zum Ende dieser Saison beenden leider Sybille Gruner und Marian Cirloganescu ihr Engagement als sportliche Leitung für den weiblichen bzw. männlichen Jugendbereich. An dieser
Stelle vielen Dank an die Beiden! Dem Vorstand war wichtig, dass die gute Arbeit der letzten Jahre fortgesetzt wird, und nach einigen Gesprächen hat sich eine gemeinsame Perspektive
herauskristallisiert: der gesamte Jugendbereich läuft nun unter einer gemeinsamen sportlichen Ausrichtung mit der Zielsetzung der Integration möglichst vieler Spieler und Spielerinnen in unsere
Senioren Teams.
Der Verein ist die letzten Jahre enorm gewachsen und hat sich großartig entwickelt. Was genau hast Du jetzt vor?
Ohne Frage haben wir die letzten Jahre sportliche Erfolge vorzuweisen: Jugendhandball Bundesliga, 3. Liga Frauen, zahlreiche Teams auf höchster regionaler Ebene. Trotzdem muss an dieser Stelle
klar gesagt werden, dass wir kein Leistungszentrum sind und dies mit den begrenzten Rahmenbedingungen auch nicht sein können. Wenn man so will, kann man sagen, dass wir einen Spagat zwischen
Breiten- und Leistungssport versuchen, aber eigentlich will ich den Begriff „Leistungssport“ in dem Zusammenhang ungern in den Mund nehmen, weil er falsche Assoziationen weckt.
Das
musst du unseren Lesern nochmal genauer erklären.
Wir sind nicht Leverkusen, Dormagen oder Gummersbach, sondern Königsdorf. In meinen Augen würde uns allen ein bisschen Demut guttun. Natürlich haben wir sportliche Ziele und wollen erfolgreich
Handball spielen, aber viel wichtiger finde ich die Basis und die Identität zum Ort. Unsere Handball Camps für Kinder sind innerhalb weniger Sekunden ausgebucht, wir haben lange Wartelisten für
Handball-AGs und Mini-Handball, und schlussendlich kümmern sich über 30 engagierte Trainer um die Ausbildung all unserer Handballer, -innen. Ich stehe dafür, dass wir als TuS ein Teil der
Dorfgemeinschaft sind und glaube, dass wir dort noch viel Entwicklungspotential haben.
Das heißt, du unterscheidest zwischen sportlichen Zielen und dem Thema Identität und Verbundenheit zum Verein?
Das geht Hand in Hand. Wir sind eine sportliche und soziale Gemeinschaft, und so ein System ist auf die Mitarbeit Vieler angewiesen. Das Gefühl von Zugehörigkeit führt zu Motivation, Begeisterung
und Kontinuität.
Im Schwerpunkt geht es darum, Talente aus der Region zu fördern, wir wollen allerdings kein exklusiver Club sein. Durch die Nähe zur Sporthochschule sind wir interessant für Studierende in
unterschiedlichen Funktionen und punktuell wollen wir auch Kinder und Jugendliche aus der Region scouten, wenn wir ihnen tatsächlich eine sportlich attraktivere Perspektive als ihr Heimatverein
bieten können. Diese Ausrichtung ermöglicht ein gesundes Wachstum und beständigen Erfolg.
Wie sieht dein Konzept dafür aus?
Sportlich steht und fällt die Handballabteilung mit unseren Trainern. Hier müssen wir versuchen, die Rahmenbedingungen zu verbessern, um diese Arbeit an der Basis attraktiver zu machen.
Inhaltlich geht es dann um die Aus- und Weiterbildung unserer Trainer. Wir wollen nicht nur Spieler und Spielerinnen ausbilden, sondern auch im Bereich des Coachings erfolgreich sein. Ole Romberg
und Benni Maus sind nur zwei Beispiele von jungen, leidenschaftlichen Trainern, die früh eigenverantwortlich Teams trainiert haben und an dieser Aufgabe gewachsen sind. Beide sind nun begehrte
Trainer in der Handballregion, und wir sind sehr stolz, dass sie auch weiterhin bei uns aktiv sind.
Um
junge Trainer nicht zu überfordern, haben wir bereits vor einigen Jahren das Mentoringprogramm „Coach-the-Coach“ entworfen. Die Idee dabei ist, dass unseren Nachwuchstrainern ein erfahrener Coach
an die Seite gestellt wird, der den Entwicklungsprozess begleitet, reflektiert und auswertet.
Mittelfristig
benötigen wir auch ein schriftliches Trainings- und Spielkonzept für unsere Jugendmannschaften, welches in Zusammenarbeit mit allen Trainern entwickelt werden soll.
Ein umfassendes Trainings- und Spielkonzept hört sich interessant an. Wie genau wird das aussehen?
Für
das Grundlagentraining der E- und D-Jugendlichen müssen wir den Schwerpunkt beispielsweise mehr auf die Vermittlung einer allgemeinen Spielfähigkeit legen. Ich bin der Überzeugung, dass unsere
Kinder bessere Handballer werden, wenn sie bereits im Training häufiger in Situationen gebracht werden, die der grundlegenden Spielidee von Handball entsprechen. Also schlicht: „Den Ball in das
gegnerische Tor werfen und Torerfolge der gegnerischen Partei verhindern.“ Runtergebrochen heißt das: zwei Spieler, 1 Ball und jeder hat ein Hütchen-Tor, voila schon spielen wir Handball. 15
Kinder in einer langen Schlange, die nacheinander auf ein Tor werfen, gehören der Vergangenheit an.
Und
welche Ideen schweben dir für den älteren Jugendbereich vor?
Ein
Teil des neuen Konzepts ist das Stützpunkttraining im C- und B- Jugend Bereich. Die Idee ist, dass den besonderen Talenten neben dem Mannschaftstraining ein zusätzliches Individualtraining
zugutekommt. Teil dieses Stützpunkttrainings soll dann auch ein handballspezifisches Athletik- und Krafttraining sein.
Franz, nochmal zu dir persönlich. Wie wir jetzt wissen, sitzt du in der kommenden Saison bei der 1. Herren, der 1. Damen und den A-Mädchen auf der Bank. Woher nimmst Du eigentlich die Zeit und
natürlich auch die Motivation?
Ich bin schon mein ganzes Leben ein Hallenkind. Seit ich denken kann, spiele ich Handball, und die Gerhard-Berger-Halle ist meine zweite Heimat. Handball ist für mich eine Berufung und selbst in
meiner Freizeit schaue ich mir Handballspiele an. Es sind so viele Aspekte dieses Sports. Die Zusammenarbeit mit den anderen positiv „Verrückten“ in unserer Abteilung, das Gemeinschaftsgefühl,
die Verbundenheit zum Ort. Und mir macht es einfach Spaß, andere Menschen zu motivieren. Das alles gibt mir sehr viel.
Ich bin beeindruckt. Sicher gibt es aber auch Themen, die selbst Dich demotivieren. Was ist das?
Für viel Frust sorgt die aktuelle Hallensituation. Wir sind jetzt seit knapp drei Monaten nicht mehr in unserer Heimhalle und brauchen dringend die Perspektive einer Wiedereröffnung. Vielen ist,
glaube ich, nicht bewusst, welchen enormen Aufwand unsere Trainer, ehrenamtlichen Helfer und vor allem die Eltern und Kinder betreiben. Wir leisten unheimlich viel für die Jugend, für den
sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt im Dorf und für die Stadt Frechen und bekommen da gerade wenig Feedback. Wir wünschen uns daher eine produktive Zusammenarbeit mit der Stadt, und das
fängt mit transparenter Kommunikation an.
Franz, wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir für den Handball in Königsdorf wünschen?
(Denkt nach…)
Der erste, zweite und dritte Wunsch ist neben der Wiedereröffnung der Gerhard-Berger-Halle eine zweite Halle in Königsdorf, um die allgemeinen Trainingsbedingungen zu verbessern und der stetig
wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.
Franz, zum Ende noch eine persönliche Frage. Unsere weiblichen Fans interessiert natürlich brennend, ob ein so attraktiver und erfolgreicher junger Mann noch zu haben ist?
Jap. Aber ich sage mal so: eine Leidenschaft für Handball wäre von Vorteil ;-)
Lieber Franz, danke für das Gespräch und viel Erfolg bei deinen vielfältigen Aufgaben!